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Auch eine Art von Bescheidenheit: Der neue Audi S8 – immerhin die stärkste Limousine der Ingolstädter – kommt mit zwei Zylindern weniger aus. Statt einem V10-Saugmotor arbeitet nun ein V8-Biturbo-Triebwerk unter der Haube. Und die Bescheidenheit geht weiter. Werden sie für den Vortrieb nicht gebraucht, werden von den acht Zylindern auch noch vier Zylinder abgeschaltet, ohne dass der Fahrer etwas davon merkt. So kommt das sportliche Audi-Flaggschiff auf einen Durchschnittsverbrauch von 10,2 Liter auf 100 Kilometer.

Beim Verbrauch spart die neue Bescheidenheit rund 23 Prozent. Bei der Leistung übt der neue Motor dafür keine Zurückhaltung. Der neue 4.0 TFSI leistet bei einem Hubraum von 3993 Kubikzentimetern 382 kW / 520 PS und damit 51 kW / 70 PS bzw. 15 Prozent mehr als sein Vorgänger mit 5,2 Litern Hubraum. Mit 497 mm ist der neue Motor auch 60 mm kürzer als der V10 und wiegt nur 222 Kilogramm. Beim sparsamen Umgang mit dem Kraftstoff hilft das ebenso wie der Leichtbau, bei dem sich Audi inzwischen selbst als Maß der Dinge definiert, der gute Luftwiderstandsbeiwert von 0,28, das serienmäßige Start-Stopp-System und das Acht-Gang-Doppelkupplungsgetriebe S-Tronic.

Der S8-Fahrer wird diese Effekte gern mitnehmen. Ihm wird aber sicher mehr an der für einen Turbomotor sehr spontanen Leistungsentfaltung und an dem bärenstarken Drehmoment von 650 Newtonmeter liegen, das über den breiten Drehzahlbereich von 1750 Umdrehungen pro Minute (U/min) bis 5500 U/min zur Verfügung steht.

Mit dem Quattroantrieb, der straff ausgelegten Luftfederung, dem Audi Drive Select, bei dem man zwischen den Betriebsmodi „comfort“, „auto“ und „dynamik“ wählen kann, wenn man sich nicht sein eigenes Setup programmieren will, mit der Dynamiklenkung und dem Sportdifferenzial hat der S8 so ziemlich alles an Bord, um ihn per Knopfdruck von der schnurrenden Luxuslimousine auf Biest umschalten zu können. Dann dringt auch der typische Acht-Zylinder-Klang in die Kabine, allerdings nur so viel, dass man den Sound genießen kann, ohne von ihm überwältigt zu werden.

Wir durften das auf einer Rennstrecke (Circuit de Navarra in der Nähe vom spanischen Pamplona) ausprobieren und waren beeindruckt vom Vorwärtsdrang, dem spontanen Ansprechen des Turbomotors, der überzeugenden Leistung der Bremsen, der präzisen Lenkung und der Querbeschleunigung, die das Audi-Dickschiff veträgt.

Auf der Rückfahrt von der Rennstrecke beschäftigte uns die Frage, wie der Fahrer das Umschalten von acht auf vier Zylinder erlebt. Audi musste extra eine neue Verbrauchsanzeige im Blickfeld des Fahrers installieren, damit man überhaupt wahrnimmt, wann sich vier Zylinder verabschieden. Dann färbt sich der Balken für den Momentanverbrauch grün. Das geschieht immer dann, wenn der S8 rollt oder nur wenig Leistung gebraucht wird, um die gewünschte Geschwindigkeit aufrecht zu erhalten. Auch leichtes Beschleunigen ist möglich. Wenn man die Übergänge von acht auf vier oder umgekehrt ohne optische Hilfestellung erleben möchte, schaltet man diese Anzeige besser ab, um dann zu erleben, dass man nichts spürt. Nur Übersensible berichteten von einem winzigen Ruck.

Der saubere Übergang ist angesichts des so unterschiedlichen Schwingungsverhaltens von Acht- oder Vier-Zylinder-Motoren bemerkenswert, war aber für Audi nicht umsonst zu haben. Die Elektronik macht`s möglich. Eine „Active Noise Control“ löscht die entsprechenden Geräusche im Innenraum aus, und um die Motorschwingungen kümmert sich ein aktives Lager, das weich wird, wenn die vier Zylinder schütteln.

Audi setzt auch bei diesem S8 – dem dritten seiner Art – die Akzente wieder sehr sparsam. Die üblichen S8-Dienstgradabzeichen außen und innen, der platingraue Singleframe-Grill mit verchromten horizontalen Streben, die LED-Scheinwerfer, große Lufteinlässe, Schweller in Wagenfarbe, „V8 T“-Schriftzüge an den vorderen Kotflügeln und am Heck sowie ein paar Retuschen am Heck, besonders aber die jeweils zwei ovalen Auspuffendrohre in Chrom sagen dem Fachmann, wer ihn da gerade überholt hat.

Der S8 hat alles das an Komfort- und Sicherheitssystemen an Bord, was das Audi-Flaggschiff sonst auch so zu bieten hat. Zum Serienumfang gehören Sportsitze, das Lederpaket, die LED-Scheinwerfer, Doppelverglasung, MMI-Navigation mit MMI-Touch im freistehenden Acht-Zoll-Bildschirm, Bluetooth, Audi Connect, Bose Surround-System und auch eine Müdigkeitswarnung samt Pausenempfehlung sowie eine sensorgesteuerte Heckklappenentriegelung.

Wenn der Audi S8 im ersten Halbjahr des kommenden Jahres auf den Markt kommt, bietet die Ausstattungsliste sicher noch eine Reihe von Möglichkeiten, den Preis von 111 900 Euro für das Basismodell mit sinnvollen weiteren Systemen und Komfortelementen aufzuwerten. Bescheidenheit wird da schwerfallen, zumal der vergleichsweise geringe Verbrauch sich als Ausrede anbietet, wenn man bei der Bestellung seine zusätzlichen Kreuze setzt. (ampnet/Sm)

Daten Audi S8

Länge x Breite x Höhe (in m): 5,15 x 1,95 x 1,46
Motor: Achtzylinder-V-Motor, 3993 cm, Twinscroll-Turbolader
Leistung: 382 kW / 520 PS bei 5800 – 6400 U/min
Maximales Drehmoment: 680 Nm bei 1700 – 5500 U/min
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 4,2 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (elektronisch abgeregelt)
Durchschnittsverbrauch (NEFZ): 10,2 Liter
Kohlendioxidemission: 237 g/km; Euro 5
Leergewicht: 1975 kg
Kofferraum: 510 Liter
Räder / Reifen: 9 J x 20 / 265/49R20
Basispreis: 111 900 Euro