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Die Präsentation der zweiten, neu überarbeiteten Version des Porsche Macan in Shanghai hat wie die Erstauslieferung im November in China einen klaren Grund: Im Reich der Mitte spielt die Verkaufsmusik.

Schönheitskorrektur mit LED-Heckleuchtenband

Es fällt einem nicht ein, dass ein neues Modell in der 70-jährigen Sportwagengeschichte von Porsche jemals zuerst im Ausland zu haben war. Aber die Zeiten haben sich grundlegend geändert. Nein, das liegt nicht an der zweiten Generation des Macan nach 2014. Ihn machte eine Schönheitskur noch attraktiver, als er es ohnehin schon war: ein bisschen mehr Digitalität hier, das neue 11 Zoll-Touchdisplay da, neue LED-Scheinwerfer außen. Dazu ein leicht ummodelliertes Heck mit durchgehendem Leuchtband als „charakteristisches Porsche-Designmerkmal“, wie es der Hersteller nennt, und – „als Brücke zum 911“ – das optionale GT-Sportlenkrad. Das alles ist nicht wirklich revolutionär, aber das Statement ist ein anderes: Weltpremieren finden auch dort statt, wo der wichtigste Markt ist. Von den 350.000 Macans, die Porsche seit 2014 weltweit verkauft hat, fahren 100.000 Exemplare des Erfolgs-SUV auf chinesischen Straßen. Und von den 75.000 Stück, die im letzten Jahr quer durch alle Modellreihen im Reich der Mitte abgesetzt wurden, waren rund 30.000 Macans.

Verzichtet Porsche komplett auf Diesel-Modelle?

Flug nach Shanghai, Weltpremiere, Journalisten-Talk, Abendessen, Rückflug nach Stuttgart: Vorstandsmitglied Detlev von Platen, zuständig für Sales und Marketing, hatte einen harten Tag. Und dann auch noch die erste Frage aus dem Kreis der mitgereisten deutschen Journalisten: „Wird es vom Macan wieder einen Diesel geben?“. Natürlich behielt der Manager die Contenance, wenngleich man ihm anmerkte, dass er auf dieses Thema gar keine Lust hatte. Van Platen verwies auf Länder wie Russland, Italien und Frankreich, in denen das Dieselthema überhaupt keine Rolle spiele, erinnerte daran, dass in China und in den USA überhaupt keine Diesel-Modelle (mehr) ausgeliefert würden, im Übrigen werde man „die Nachfrage in den Märkten beobachten und noch keine finale Entscheidung treffen – das gelte auch für den Cayenne.“

Der Porschekäufer in China ist 36 Jahre jung

Angesichts der anhaltenden Stickoxyd-Diskussionen in Deutschland: Wie gut für die Automobilhersteller, dass es China gibt, das neue Land der unbegrenzten Verkaufsmöglichkeiten. Seit 2001 ist Porsche dort vertreten, aber die Zukunft hat gerade erst begonnen. Inzwischen gibt es in den Küstenregionen des Riesenreiches 113 Porschezentren und -Verkaufsstellen. Eine weitere liegt einsam weit entfernt im tiefen Westen von China: Urumqi, 2,7 Millionen Einwohner, ist eine jener Städte, in denen von Porsche genau analysiert wird, wie schnell sich der Wohlstand auch außerhalb der Metropolen Peking und Shanghai ausbreitet. „Wenn er ankommt, wollen wir bereit sei,“ sagt Jens Puttfarken, der China-Chef. Die Zentren, zeitlich begrenzte Pop-up-Stores und Porsche Clubs sollen flankierend neue Anhänger in Porsches PS-Gemeinde integrieren.

China, gelobtes Autoland, Teil 2: Die Kunden sind im Durchschnitt 36 Jahre jung, die Hälfte der weiblichen Kundschaft entscheidet sich für einen Macan, 40 Prozent für den 911. Der Bestseller unter den Macan-Varianten wiederum ist das Einsteigermodell mit vier Zylinder-Turbo und 250 PS. Zudem hat Porsche auf die niedrigeren Zölle in China reagiert und gibt seinen Kunden über sieben Prozent Preisreduzierung weiter. Damit ist ein Porsche zwar immer noch deutlich über 20 Prozent teurer als in Deutschland, aber das tangiert die Menge guter Gründe, China in den Fokus zu rücken, überhaupt nicht. Das gilt für das „Weltpremierle“ des Facelift-Macan in Shanghai ebenso wie für die Entscheidung, das Auto im November zuerst in China auszuliefern. Deutschland und Europa folgen ein paar Wochen später – immerhin mit anderen Varianten, dem Macan S zuerst.