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Jaguar E-Pace: Weniger verspricht mehr

Mit seinem ersten SUV gelang Jaguar auf Anhieb ein Volltreffer. Der F-Pace wurde zum Bestseller im Programm. Nun schieben die Briten – eine Klasse tiefer – den E-Pace hinterher. Er soll den von den deutschen Premiumherstellern Audi, BMW und Mercedes dominierten Markt erobern.

Die Kombination aus Premium- und Kompakt-SUV läuft wie geschmiert. Besonders deutsche Autobauer wie BMW, Audi und Mercedes mit ihren Modellen X1, Q3 und GLA verdienen bestens. Die Bayern reichen jetzt sogar noch einen X2 hinterher. Und seit Kurzem mischt Volvo mit dem markant gestylten XC40 mit. Das Modell hat beste Chancen, ein Bestseller der Schweden zu werden. Klar, dass auch Jaguar hier ein Wörtchen mitreden will, zumal der große SUV F-Pace vorgemacht hat, wie man die Marke nach vorne bringt. Der E-Pace – es handelt es sich nicht um kein Elektroauto – soll nun ein Segment darunter neue Kunden gewinnen. „Wir rechnen mit bis zu 80 Prozent Eroberungsrate“, sagt Jan-Kas van der Stelt, Geschäftsführer Jaguar Land Rover Deutschland.

E-Pace, der Eroberer, steht optisch proper da, wirkt kompakt und sportlich. Jaguar bietet ihn in einer normalen und einer sogenannten R-Dynamic-Linie an, bei der es außen größere Lufteinlässe und innen stärker ausgeformte Sportsitze sowie diverse Dekorelemente gibt. Mit 150 Diesel-PS und Frontantrieb ist der E-Pace für 34.950 Euro zu haben, doch diese Version dürfte nur selten den Hof des Händlers verlassen, zu verlockend sind Motor- und Getriebevarianten sowie Antrieb und Ausstattungen. Das Topmodell, den 300 PS starken Turbobenziner P300 AWD, lassen sich die Briten in der Ausstattung HSE mit stolzen 60.550 Euro vergüten. Hier wildert die Katze bereits dicht am Revier des Porsche Macan.

Das neue Mitglied im Club der kleinen kompakten SUV (Copyright: Jaguar)

Ein härteres Fahrwerk, als manchem lieb ist

Fahrleistungen, die im Alltag leider nur selten genutzt werden können, sollen das rechtfertigen. Schon aus niedrigen Drehzahlen legt sich der Turbovierzylinder mächtig ins Zeug, beschleunigt in 6,4 Sekunden von null auf Tempo 100 und schafft auf freier Autobahn 243 km/h Spitze. Die serienmäßige 9-Gang-Automatik verrichtet dabei ihre Arbeit stets vornehm im Hintergrund. So soll es sein. Klar, es gibt die obligatorischen Lenkradwippen, aber nach ein paar manuellen Eingriffen lässt der Spieltrieb spürbar nach und man überlässt das Schalten lieber wieder der Elektronik.

Das harte Fahrwerk stört auf Dauer (Copyright: Jaguar)

Auch beim Thema Fahrwerk überzeugt der britische Kompakt-SUV auf ganzer Linie. Der E-Pace geht fast so knackig wie sein flacher Bruder F-Type durch die Kurven und dürfte damit zu den sportlichsten Vertretern seiner Klasse gehören. Allerdings: Nicht jedem mag dies gefallen. Im Alltag kann die straffe Abstimmung von Federn und Dämpfern mitunter nerven. Man ertappt sich dabei, den einen oder anderen Sieldeckel zu umfahren – des Komforts wegen. Und leider gibt es den E-Pace noch nicht mit adaptiven Dämpfern. Diese Option soll aber zu einem späteren Zeitpunkt folgen.

Eine Mehrheit für den Diesel

Neben der Topversion mit 300 PS bietet Jaguar den E-Pace als Benziner noch mit 249 PS an. Die Mehrheit der Kunden dürfte sich bei uns allerdings trotz aller Abgas-Diskussionen für einen Dieselmotor entscheiden. Der Zweiliter-Vierzylinder leistet entweder die bereits erwähnten 150 PS, 180 PS oder 240 PS. Letzterer schickt ein üppiges Drehmoment von 500 Newtonmetern in den Allradantrieb und soll sich dabei mit nur 6,2 Litern begnügen. Reines Wunschdenken. Wer rund 30 Prozent Realwert drauflegt, kommt auf den ungefähren Alltagsverbrauch. Gleiches gilt für den von uns gefahrenen Benziner P300. Unter zehn Litern ist hier wenig zu machen, auch wenn die Norm 8,0 Liter ausweist.

Kleine Offroad-Hindernisse nimmt der E-Pace spielend (Copyright: Jaguar)

Trotz einer Länge von nur 4,40 Metern bietet der E-Pace gute Platzverhältnisse. Auch im Fond fühlen sich Erwachsene vernünftig untergebracht. Hinter den teilbaren Rücksitzlehnen bleiben noch 557 Liter, ein guter Wert. Liegen die Lehnen flach, passen bis zu 1.234 Liter in den Briten. Wer möchte, kann der Bequemlichkeit zuliebe eine elektrische Heckklappe mit Gestensteuerung bestellen. Ein Fußschwenk unterm Stoßfänger genügt und der Sesam öffnet sich.

Bei flachen Rücksitzen beträgt das Kofferraumvolumen 1.234 Liter (Copyright: Jaguar)

Von Head-up-Display bis Stereokamera

Im Cockpit kann Jaguar nicht verbergen, dass die Konzernschwester Land Rover heißt. Die Gestaltung des Armaturenbrettes geriet in Relation zur Größe des Autos recht massiv und wuchtig. Es fehlt ein wenig an Luftig- und Leichtigkeit. In der Mitte dominiert der zehn Zoll große Touchscreen mit moderner Konnektivität und nahezu intuitiver Bedienung. An Assistenzsystemen dagegen hat der E-Pace alles an Bord (beziehungsweise in der Preisliste), was heute geläufig ist: Head-up-Display, Stereokamera, Spurhaltung, Verkehrszeichen- und Fußgängererkennung, Notbremsfunktion, Totwinkel-Warner und Rückfahrkamera. Besonders letztere ist empfehlenswert, denn nach hinten ist der neue SUV von Jaguar, bedingt durch seine Coupé-artige Karosserieform und die im Rückspiegel kleine Heckscheibe, ziemlich unübersichtlich. Ein Tribut an die Schönheit.

Im Cockpit sind die Armaturen etwas zu wuchtig geraten (Copyright: Jaguar)

Technische Daten Jaguar E-Pace, Modell P300 AWD: Motor: 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner, Länge: 4,40 m, Breite: 1,98 m, Höhe: 1,65 m, Leergewicht: 1.894 kg, Kofferraum: 557 bis 1.234 l, Leistung: 221 kW (300 PS) bei 5.500 U/min, Drehmoment: 400 Nm bei 1.500 bis 4.500 U/min, Getriebe: 9-Gang-Automatik, Allradantrieb, 0-100 km/h: 6,4 s, Höchstgeschwindigkeit: 243 km/h, Verbrauch: 8,0 l/100 km, CO2: 181 g/km, Listenpreis: 52.850 Euro.